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Lafayette L2115a
Neg. Date:
01-07-1899
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Consuelo Herzogin von Marlborough, geborene Vanderbilt (1877-1964)

Groß, schön und atemberaubend elegant, mit schwanengleichem Hals war Consuelo Herzogin von Marlborough, geborene Vanderbilt (1877-1964) die einzige Tochter von William Kissam Vanderbilt, einem Eisenbahnmagnaten aus New York. Sie wurde zu Ehren ihrer Patentante, der Herzogin Von Manchester, Consuelo getauft.

1895 gelang es Consuelos Mutter Alva, sie mit Drohungen und Tränen zu einer Ehe mit Charles Spencer-Churchill, dem 9. Herzog von Marborough (1871-1934) zu überzeugen, einem englischen Adligen mit viel Landbesitz, aber wenig Geld. Mit der Ehe waren beide Partner unglücklich, denn sie mussten ihre ersten Lieben verlassen, um die Wünsche ihrer Eltern zu erfüllen. Consuelo erhielt einen der klangvollsten Titel der britischen Adelswelt und Charles bekam 4,2 Millionen Dollar in Eisenbahnaktien und ein garantiertes Einkommen aus Dividenden. Dies ermöglichte ihm, den Familiensitz – Blendheim Palace – zu restaurieren.

Charles und Consuelo trennten sich 1906 und Consuelo zog ins Sunderland House, die Residenz der Marlboroughs in London. Während ihres einsamen Lebens dort verschrieb sich Consuelo vollständig der Arbeit – ihr größtes Engagement galt der Fürsorge von Frauen und Kindern. Ihr Einsatz für Säuglinge vor und nach ihrer Geburt brachte ihr den Spitznamen "Baby Herzogin" ein. Nach einer päpstlichen Annulierung 1921 heiratete sie ihren alten Freund Oberstleutnant Jacques Balsan. Er war ein französischer Ballon-, Flug-, und Wasserflugzeugpilot und ein Pionier auf seinem Gebiet.

Die fiktive Figur der Dollar-Prinzessin Conchita Closson der amerikanischen Autorin Edith Wharton aus ihrem Buch The Buccaneers (Die Seeräuber) geht auf Consuelo zurück. In ihrer Autobiographie The Glitter and The Gold schrieb Consuelo, dass der Glanz in ihrem Leben mit den Jahren, die sie mit dem Herzog von Marlborough verbrachte, gleichzusetzen ist. Das Gold beziehe sich auf die glückliche Zeit, die sie mit Jacques Balsan verbrachte. Die amerikanischen Erben, die auf eine tief verwurzelte snobistische englische Gesellschaft trafen und dort als vulgäre Emporkömmlinge wahrgenommen wurden, waren ebenfalls Thema eines Musicals, das 1909 in London aufgeführt wurde. Es war eine Parodie auf den Drang der Briten, amerikanisches Geld heiraten zu wollen. Die Verwendung des Namens Daisy, als sie die Klauseln des Ehevertrags diskutieren, ist rein zufällig.

  Daisy: Paragraph eins! Die Mitgift – das ist Deine Millionen.
  Marquis: Genug für mich, um weiter zu leben, wenn ich nicht auffalle.
  Daisy: Paragraph zwei! Bei einer Trennung – gehört alles Dir
  Marquis: Das ist wirklich sehr reizvoll.
  Daisy: Es gibt noch andere Klauseln!

Dieses Foto ist eines von drei erhaltenen Bildern aus derselben Sitzung aber mit verschiedenen Kleidern, die von Lafayette im Juli 1899 gemacht wurden. Zu dieser Zeit war Consuelo noch immer ein aktives und bekanntes Mitglied der englischen Gesellschaft. Alle drei Bilder erschienen in der illustrierten Presse zwischen 1902 und 1904. Und es ist unschwer erkennbar, warum sie als "eine der Schönheiten der Zeit König Edwards VII." galt und in dem berühmten Buch der Schönheit von 1902 in einem Porträt von Helleu auftauchte.

Consuelo traf Daisy bei mehreren Gelegenheiten, da beide zu dem engeren Freundeskreis des Prinzen von Wales (später König Edward VII.) gehörten. Als sie an einen Ball des Herzogs und der Herzogin von Wellington zurückdachte, erinnerte sie sich an Prinzessin Henry (Heinrich) von Pless – "Daisy Cornwallis-West mit den goldenen Haaren" – als "eine echte Dame von beachtlicher Schönheit". Ihrerseits beschrieb Daisy Consuelo als die "bezaubernde Herzogin von Marlborough" und berichtete, dass "sie seit Jahren eine meiner engsten Freundinnen ist und eine süßere, ehrlichere und edlere Frau nicht auf dieser Erde weilt…" Bei Consuelos berühmter Schönheit schwärmte Daisy vor allem über "die Menge an weichem dunklem Haar… der lange dünne Hals, die traurig blickenden braunen Augen und besonders die dünne und schlanke Figur mit ihrer ungewöhnlichen Größe. Alles zusammen hatte einen so magnetischen und einzigartigen, das es einem Künstler selten gelang, ihn einzufangen…"

Eine Version dieses Fotos wurde in dem Magazin The Sketch am 13. Juli 1904 veröffentlicht.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum