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Lafayette L1495
Neg. Date:
03-07-1897
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Major George Corwallis-West (1874-1951)

Major George Frederick Myddelton Cornwallis-West (1874–1951), in seiner Familie als "Buzzie" bekannt, ist auf dem Foto als dunkelhäutiger Sklave im Gefolge der Königin von Saba verkleidet. Die Königin von Saba wurde bei dem Devonshire House Kostümball von seiner Schwester Daisy verkörpert. Der Ball wurde von der Herzogin von Devonshire organisiert und war eines der Ereignisse, die das diamantene Jubiläum der Königin Victoria im Juli 1897 feierten.

Laut Daisys veröffentlichtem Tagebuch war George "gesegnet mit dem ganzen guten Aussehen der Familie und … nie waren Frauen zu schüchtern, ihm dies zu zeigen." Als seine schönen Züge unter schwarzer Theaterschminke verschwanden, gab George zu, dass er es als erniedrigend empfand, "geschwärzt" und als ein Sklave ausgegrenzt worden zu sein, mit einem Kostüm, dass er herabwürdigend als "bunte Decke" bezeichnete. Er blieb nur solange auf der Feier, um mit der verwitweten Lady Randolph Churchill an der "Orientalischen Prozession" teilzunehmen, zusammen mit seiner Schwester Daisy, die als Königin von Saba verkleidet war.

Bei der ersten möglichen Gelegenheit verließ George den Ball. Es muss ihn geärgert haben, als er den entsetzlich rassistischen Beinamen las, den die Times benutzte um seine Rolle zu beschreiben. Wogegen Lady Randolph Churchill viel taktvoller bemerkte, dass "die Fürstin von Pless von einem Gefolge in orientalischen Kleidern umgeben wurde, von denen sich einige sogar soweit verkleideten, dass sie Ihre Gesichter dunkel schminkten."

Drei Jahre später heiratete George Lady Randolph Churchill, die ihn als Verehrerin verfolgt hatte, als er nach Südafrika ging, um im Burenkrieg zu kämpfen. Ihre Hochzeit fand gegen den Rat von Georges Patenonkel (dem zukünftigen König Edward IVV.) statt, der das Paar für "absolut lächerlich" unpassend hielt, vor allem was den Altersunterschied betraf. In ihrem Tagebuch ist Daisy mit Kommentaren über die Beziehung sehr zurückhaltend. Abgesehen von dieser Aussage: "George ist genauso alt wie Lady Randolph's ältester Sohn Winston." Andere waren freizügiger. So schrieb die Baronin de Stoeckl, eine Angehörige des russischen Hofes und genaue Beobachterin der gesamten europäischen Adelswelt, über Jennie: "Sie war geistreich, lebendig und verliebt in den jungen George West."

Viele Andere waren der Meinung, dass in dieser Beziehung ein vermutlich illegitimer Sohn des Prinzen von Wales eine seiner modernen ehemaligen Mätressen heiratete (sowohl Georges Mutter Patsy und Jennie Lady Randolph Churchill waren angeblich Geliebte des Prinzen). Jennies Familie missbilligte die Ehe und Georges Mutter Patsy bemerkte, dass aus der Ehe ihres Sohnes vermutlich kein Erbe für den Cornwallis-West Besitz hervorgehen würde. "Ich erinnere mich an ein Gefühl intensiven Bedauerns, als niemand aus meiner Familie bei meiner Hochzeit anwesend war." schrieb George über seine Hochzeit mit Jennie. Als er erst einmal verheiratet war, fand sich George direkt im engeren Freundeskreis um den Prinzen von Wales wieder, wo Jennie als "Herz und Seele" agierte.

Dies war ein Lebensstil, den er kaum beibehalten konnte und nach einem verzweifelten Versuch, Geld in der Stadt zu bekommen, war er 1916 bankrott. Zu dieser Zeit war er von Jennie geschieden und hatte 1914 die berühmte Schauspielerin Mrs Patrick Campbell geheiratet, die wiederrum von George Bernhard Shaw verehrt wurde.

1920 musste George den Familienbesitz Ruthin Castle und Newlands verkaufen, um seine Schulden zu begleichen. Seine einst reich verheiratete, aber nun geschiedene Schwester Daisy Fürstin von Pless und Constance Herzogin von Westminster konnten ihm nicht helfen, da beide ebenfalls in finanziellen Schwierigkeiten waren. Wie so viele verarmte Adelige musste George seinen Lebensunterhalt anders verdienen. Er schrieb seine Erinnerungen an die vergangene Edwardische Epoche auf und veröffentlichte außerdem ein recht bekanntes Buch über seine favorisierte Freizeitbeschäftigung mit dem Titel "Edwardians Go Fishing" (Edwardianer gehen Angeln).

Seine Ehe mit Frau Patrick Campbell hielt, zumindest auf dem Papier, bis zu ihrem Tod 1940 und er erneut heiratete. Im hohen Alter erschoss er sich, da er unter einer fortgeschrittenen Parkinson Erkrankung litt.

Dieses Foto wurde in der Ballnacht (2.-3. Juli 1897) in den Gärten des Devonshire House in London aufgenommen. Um an den großen Kostümball zu erinnern, wurde die Firma von Lafayette von der Herzogin von Devonshire eingeladen, die fotografische Ausrüstung in einem Zelt in den Gärten aufzubauen. Die Gäste in ihren Kostümen während des Balls zu fotografieren, sei eine sehr schwierige Aufgabe für den Besitzer der Firma, James Stack Lauder, gewesen.

Anhand der erhaltenen Negative kann man sehen, dass er zahlreiche Hintergründe und Requisiten aus dem Studio in der Bond Street mitbrachte, um die Aufnahmesituation im Zelt so professionell wie in einem echten Studio zu gestalten.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum