Fürstin Daisy von Pless (1873-1943), geborene Mary Theresa Olivia, war die älteste Tochter von Oberst William Cornwallis-West von Ruthin Castle, Denbighshire und Newlands Manor, Hampshire und dessen Ehefrau Mary Adelaide Virginia Eupatoria, geborene FitzPatrick, bei ihren Freunden bekannt als Patsy.
Diese Fotografie wurde am 2. September 1898 aufgenommen und zeigt Daisy im Alter von 25 Jahren. Sie war seit 1891 mit dem Fürsten Hans Heinrich XV. von Pless verheiratet. Hans Heinrich war angeblich der "reichste Fürst Deutschlands" mit einem jährlichen Einkommen von 200.000 Pfund. Das entspricht der heutigen Summe von ungefähr 7,25 Millionen Euro. Darüber hinaus verfügte er über die Schlösser Fürstenstein (mit über 600 Räumen), Pless, einen Palast in Berlin und ein Schloss in Sachsen, ganz zu schweigen von mehreren kleineren Schlössern und Häusern sowie 5.000 Arbeitskräften in den schlesischen Kohlengruben, die ihm zu weiterem Vermögen verhalfen. |
Das Porträt zeigt Daisy in kontrollierter Pose, in vollem Bewusstsein ihrer Schönheit und ihres sozialen Status. Dafür musste sie in Deutschland hart kämpfen, denn die Umgangsformen sowohl der Hochbergs als auch am Kaiserlichen Hof in Berlin waren für ihre lockere Natur mit ihrem Hang zu Ungestümheit, ihrer anti-autoritären Verspieltheit und Widerspenstigkeit des britischen Provinzadels ein großer Schock.
Die vergleichsweise lockeren Umgangsformen am Britischen Hof und ihre eigene Erziehung, die einer "Wild West Show" glich – König Edward VII. beschrieb so ihre Familie –, waren wenig geeignet, Daisy auf das strenge Protokoll und den Prunk im privaten und öffentlichen Leben in Deutschland vorzubereiten. So überraschte es nicht, dass Daisy in den ersten Jahren ihrer Ehe sämtliche Regeln brach – zum Entsetzen ihres Gatten, ihres eher zur Vergebung bereiten Schwiegervaters und vieler Mitglieder der deutschen Aristokratie. Ihre Freundschaft mit Kaiser Wilhelm I., den sie auf "auf Anhieb mochte" und der sich ihrer seit ihrer ersten Begegnung annahm, rettete sie bei vielen Anlässen aus der Misere. Trotz der ambivalenten Haltung des Kaisers gegenüber seiner eigenen englischen Mutter, der Kaiserin Friedrich, hielt er stets sein Versprechen, Daisy in ihrem neuen Heimatland zu beschützen.
Daisy änderte gelegentlich die Kleiderordnung, was zu jener Zeit in Deutschland unvorstellbar war. Sie führte Verkaufsstände auf Wohltätigkeitsbasaren und sang in der Öffentlichkeit, um Gelder für gute Zwecke einzutreiben. Darüber hinaus lud Daisy einen Gärtner aus Newlands ein, um einen Englischen Garten in Fürstenstein anzulegen. Sie entwarf die Ausstattung eines Hotels in Bad Salzbrunn (Szczawno-Zdrój) und führte eine Kampagne gegen die Armut in Schlesien. Alle diese Aktivitäten waren für eine deutsche Fürstin recht unschicklich. Sie ging sogar so weit, die absurden und teuren Bauentwürfe ihres Ehemannes und die gewaltigen Ausgaben, die er zur Wahrung des äußeren Scheins tätigte, zu kritisieren. Dazu zählte die Anstellung einer Armee von Bediensteten, deren Zahl sie "verwirrte und ängstigte".
Später führte sie ihre Weigerung sich unterzuordnen in die Militär-Lazarette des Ersten Weltkriegs, wo sie als Krankenschwester tätig war.
Im Jahre 1898, dem Entstehungsjahr dieses Porträts, hatte Daisy sich als glamouröse Gastgeberin etabliert. Sie war dafür berühmt, in Fürstenstein eine internationale Riege von Besuchern zu unterhalten, zu denen viele Mitglieder des europäischen Königshauses und natürlich "massenhaft Menschen" aus England gehörten.
Dieses Porträt wurde am 25. Mai 1899 im Madame Magazin veröffentlicht. Der in Dreiviertellänge abgebildete Körper und der aus dem Bild herausragende Arm Daisys deuten an, dass das Lafayette Fotoatelier beabsichtigte, diese Aufnahme als Vignette zu verwenden. Das Foto stand auch als gerahmte Vignette auf einem Beistelltisch in Ruthin Castle, ihrem Elternhaus.
deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum
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